Eine Urkunde, zwei Jubiläen: Leinefelde und Breitenbach feiern ihre 800-jährige Ersterwähnung

Grundlage hierfür ist ein einziges historisches Dokument aus dem Jahr 1227. Die faszinierenden geschichtlichen Zusammenhänge hat Günther Fiedler (67), ehemaliger Bürgermeister von Breitenbach, Ortschronist und langjähriger Leiter des städtischen Ordnungsamtes, anlässlich des bevorstehenden Jubiläums zusammengetragen:

Im Jahr 1227 bricht Kaiser Friedrich II. zu einem Kreuzzug auf, den er jedoch aufgrund einer Seuche abbrechen muss. Als Folge belegt ihn der Papst mit dem Kirchenbann. Der Mainzer Erzbischof besitzt als Kurfürst zu diesem Zeitpunkt bereits seit rund 250 Jahren Ländereien im Gebiet des heutigen Eichsfeldes.

Kopie der Urkunde von 1227, die Breitenbach und Leinefelde erstmals schriftlich erwähnt. Das Original befindet sich im Staatsarchiv Magdeburg

Die Urkunde als Grundlage für das Jubiläum

Aus diesem Jahr stammt eine Urkunde, die es ermöglicht, dass zwei Ortsteile der Stadt Leinefelde-Worbis im Jahr 2027 ihr 800-jähriges Jubiläum feiern können. Es handelt sich um einen Tauschvertrag, in dem die Adligen von Bodenstein mit dem Konvent des Klosters Reifenstein viereinhalb Hufen Land in Breitenbach und eine halbe Hufe Land in Leinefelde gegen eine andere Fläche tauschen. Auch wenn beide Orte vermutlich älter sind, gilt dieses Dokument als offizieller Anlass für das Jubiläum. Ihre Existenz lässt sich vom Mittelalter bis heute belegen.


Die Krypta des ehemaligen Klosters Reifenstein. Auch zwischen Kloster Reifenstein und Breitenbach gab es eine weitere Verbindung. Eine der letzten Zisterziensermönche war Pater Wilhelm Hersemeier aus Breitenbach. Bei der Aufhebung des Klosters stammten weitere Mönche aus folgenden Orten des Stadtgebietes: Birkungen, Kallmerode und Worbis. Interessant ist auch, dass zur Zins- und Lehnspflicht von Leinefelde für das Kloster Reifenstein im 18. Jahrhundert neben anderen Verpflichtungen vierzehn Hähne und drei ein Viertel Schock Eier gehörten.

Kirchliche Zugehörigkeiten im Mittelalter

Leinefelde gehörte zur Zeit der urkundlichen Ersterwähnung kirchlich zum inzwischen untergegangenen Ort Kirrode. Da dort im Jahr 1308 nur noch wenige Menschen lebten, verlegte der Pfarrer seinen Wohnsitz nach Leinefelde. In Breitenbach sind bis zum 14. Jahrhundert vier Geistliche namentlich bekannt. So wird in einer Schenkungsurkunde von 1238 ein Geistlicher namens Henricus aus Breitenbach als Zeuge erwähnt. 38 Jahre später beurkundet Pfarrer Theodericus aus Breitenbach einen Vergleich über Flächen in Kirchworbis. Bis zum Ende des Mittelalters finden sich zahlreiche Schenkungen und Besitznachweise von Klöstern und Adligen, die die kontinuierliche Existenz beider Orte belegen.

Verschiedene Verwaltungszugehörigkeiten

Obwohl Leinefelde und Breitenbach bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts Teil des kurmainzischen Besitzes Eichsfeld waren, unterstanden sie unterschiedlichen Verwaltungen. Leinefelde gehörte zum Amt Scharfenstein, das nach dem Dreißigjährigen Krieg neun Orte sowie Herdstätten in weiteren zwei Orten verwaltete. Breitenbach hingegen war im Mittelalter das einzige Dorf, das zur Stadt Worbis gehörte. Nach dem Bauernkrieg kam es hier zu einer Neuordnung: Es entstand das Doppelamt Worbis-Harburg, dem neben Worbis und Breitenbach fünf weitere Orte angehörten.


Burg Bodenstein. Die Junker von Wintzingerode erhielten 1675 noch Abgaben in Form von Hafer aus Breitenbach, weil sie in der Vergangenheit Hunde hielten, um Schaden durch Wölfe für den Ort Breitenbach abzuwenden.

Verschwundene Siedlungen in der Umgebung

Beide Orte sind zudem durch die Nähe zu Siedlungen verbunden, die im Laufe der Zeit verschwunden sind. Südlich von Leinefelde lag einst das Dorf Kirrode. Archäologische Ausgrabungen – vor allem im Zuge von Straßenbauarbeiten und der Vorbereitungen zur Landesgartenschau – brachten interessante Funde zutage. Diese belegen, dass Kirrode wesentlich älter ist als seine erste urkundliche Erwähnung 1297. Westlich, nahe Breitenbach, lag die Wüstung Bergeshagen. Wahrscheinlich waren die Wohnstätten dort nicht an einem zentralen Platz vereint. Flurbezeichnungen wie „Predigtstuhl“ und „Alter Kirchhof“ deuten auf eine frühere Ansiedlung hin. Ein urkundlicher Beleg stammt vom 28. Januar 1309, als „dominus Eberhelmus plebanus in Bergeshagen“ als Zeuge genannt wird.

Gemeinsam in der Gegenwart

Breitenbach und Leinefelde teilen somit viele historische Berührungspunkte. Heute, 800 Jahre später, sind sie Teil der Stadt Leinefelde-Worbis, die aus elf Ortsteilen besteht. Diese elf Orte gehörten im Mittelalter zu vier verschiedenen Verwaltungseinheiten – und sind heute in einer modernen Kommune vereint.


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